1. Mai 1944: Straßburg

Jetzt bin ich ganz unten im Elsaß und von hier geht es auch wieder Richtung Osten. Wahrscheinlich Rumänien, also Südfront. Ja, ich bekomme sehr viel zu sehen, das Auge kann es fast nicht fassen. Die Fahrt durch Böhmen – Baden – Schwarzwald, war einfach nicht zu beschreiben. Wie schön wäre es, wenn Du bei mir wärest. Schade, daß es jetzt Nacht ist. Gleich fahren wir über den Rhein, aber der Mond scheint ja. …

Auf den Bahnhöfen bekamen wir Blumen über Blumen für unsere Verwundeten. Mein Tisch hier sieht aus wie ein Blumenladen:
Birken, Edeltanne, Buchenzweige und wunderschöner Flieder. Ihr müßt wissen, die Natur ist hier schon 3 Wochen weiter als bei uns. Alles steht hier in Blüte. Wenn ich es hier so sehe, bekomme ich Heimweh. … Mit meinem Urlaub von 8 Tagen ist es »Essig«, den gibt es nicht mehr. Wir müssen es dem Zufall überlassen, wann wir mal wieder nach Hamburg kommen. Sei man nicht traurig. Es genügt, wenn ich mich darüber ärgere. In einem Jahr ist der Krieg sowieso aus … Ach Mutti, dann gehört die ganze Welt nur uns beiden. Ich habe sehr oft fotografiert, u.a. auch die Burg »Weibertreu«, liegt bei Heilbronn.

So, mir fallen die Augen zu. Ich habe noch 14 Verwundete im Wagen, die morgen früh ausgeladen werden.