11. Mai 1944: Bad Warmbrunn

… Ich sitze hier am offenen Fenster. Warm scheint die Sonne herein. Auf den Telefondrähten sitzen die Schwalben und zwitschern. Vor mir liegt, schneebedeckt, die Schneekoppe. In einer wunderbaren Pracht liegt das Riesengebirge vor meinen Augen. Warmbrunn liegt im Tal, still und verträumt. Flieger sind hier noch nicht gewesen.

Hoffentlich bin ich Pfingsten im Hause. Ich sehe zwar schwarz. … ach, wenn dieser Mist doch bald vorbei wäre. Je älter man wird, man merkt doch so richtig, das Leben ist so ein Dreck! Was hat man denn, man sieht Elend, hört Gräßliches und versucht zu helfen und gut zuzureden. Lebt selbst dabei in einer steten Sorge um Euch … Ach, Schluß, ich merke, die Feder ist auf dem besten Wege, sich zu verlieren. Wenn die Kameraden wüßten, ich mit meinem Humor! Gewiß, ich bringe die Bude hier oft zum Wackeln, aber ich merke ja, ich mag nicht mehr so wie früher. Hoffentlich kommt es wieder, wenn ich bei Euch bin.

So, nun muß ich schließen. Wir sollen einen Ausmarsch machen. In die Berge. Ich hab keine Lust, habe Kopfschmerzen und keine Tabletten.